Informationen
- Datum und Standort –, Paderborn
- Auftraggeber Stadt Paderborn und ExWoSt-Projekt „Baukultur in der Praxis“
- Stadtdenker Dörte Böschemeyer, Amandine Descamps, Alessandro Jännicke, Sarah König, Simon Lindenberg, Luisa Rubisch, Philippe Ullbrich, Lucie Waschke und Fabian Wolf
- Projektleitung Turit Fröbe
- Presse Westfalenblatt, Neue Westfälische, Neue Westfälische,
- Dokumentation
Das Stadtdenker Pilot-Projekt fand im Mai 2013 fand im Rahmen eines experimentellen Seminars an der Universität der Künste Berlin statt. Es wurde in enger Kooperation mit der Stadt Paderborn durchgeführt und war eingebunden in das ExWoSt-Forschungsfeld „Baukultur in der Praxis“, das vom BBSR initiiert wurde.
In einer siebentägigen Aktionswoche vor Ort haben wir ein niedrigschwelliges Partizipationsverfahren entwickelt, mit dem wir den Nachweis erbringen konnten, dass es möglich ist, eine Stadt ohne jeden baulichen Eingriff erheblich aufzuwerten, indem man einzig und allein die Wahrnehmung der Bürger verändert. Unser Ziel war es, innerhalb dieser Woche die Stadt so gut es geht in all ihren Facetten lesen zu lernen und parallel den frischen, unvoreingenommenen Blick von außen zurück zu bringen. Wir wollten die Bürger entdecken lassen, was sie im Alltag nicht mehr sehen oder schlichtweg für nicht betrachtenswert halten. Es galt, weniger die Sehenswürdigkeiten als vielmehr die unbeachteten „Würdigkeiten“ zwischen ihnen, die verborgenen urbanen Qualitäten, die unscheinbaren Liebenswürdigkeiten am Wegesrand, das vermeintlich Hässliche, das bei genauerer Betrachtung einen ganz eigenwilligen Charme und eine ureigene Schönheit besitzt, in den Fokus zu nehmen und wertschätzen zu lernen. Unser Ziel war es, das Bewusstsein der Paderborner für die Baukultur ihrer Stadt im allerweitesten Sinne zu schärfen und Bürger aller Alters- und Bildungsschichten zu Entdeckungsreisenden in ihrer eigenen Stadt zu machen.
Es ist den Stadtdenkern gelungen, vielen Paderbornern den Weg zu öffnen für ein Staunen, für Überraschungen in der Begegnung mit der eigenen Stadt, die Entdeckung von Unerwartetem im scheinbar Vertrauten, die überraschende Erkundung des nur scheinbar längst Gekannten. Damit erhebt sich die Stadt aus der Langeweile, wird durch das eigene Aufspüren zu Neuland, zur Reise in Ungekanntes. Die Unkundigen wurden zu Wegweisern, führten die scheinbar Kundigen durch deren ureigenes Terrain. [...] Die, die daran teilnahmen, erfuhren jeweils eine andere Stadt. Und sie erlebten, wie wesentlich ihre eigene aktive Aufmerksamkeit diese Verwandlung ihrer Stadt hervorruft, wie sehr sie – in ihrem Bemühen um den „liebevollen Blick“ von den Stadtdenkern angespornt – ihre Stadt neu erschaffen und erleben können. Damit wird die Stadt lebendig, wird durch die Zuwendung ihrer Bürger zu einem Erfahrungsfeld und Entwicklungsraum.
Mit dieser Erfahrung aus einer Woche Forschungszeit in Paderborn erscheint der Begriff Stadtdenker nicht umfassend genug. Die Stadtdenker waren Stadtbetrachter, Stadtleser, Stadtfühler und Stadtführer und vieles mehr – in ständigem Gespräch und Austausch, also immer auch Stadtsprecher und Stadthörer. Sie haben sich selber Neuland erschlossen und diese Stadt bereichert. Die Menschen haben es ihnen gedankt